Autor Thema: Mission: Mojo  (Gelesen 18664 mal)

Offline mcfly

  • Newbie
  • *
  • Beiträge: 11
    • Profil anzeigen
Mission: Mojo
« am: 14. Februar 2014, 19:41:24 »
Die folgenden Absätze habe ich schon im Bereich "Meinungen über den Neustartprozess bzw. über die Enthaltsamkeit von PMO" gepostet. Ich würde aber gerne über meine Reboot-Erfahrungen berichten und diese sind hier besser aufgehoben. Deshalb die Wiederholung...

<snip>

Als langjähriger Pornokonsument und jemand, dessen Sexleben sehr darunter leidet, bin ich froh, vom Reboot gelesen zu haben. Ich bin mir meiner Abhängigkeiten zu Pornos schon einiger Zeit bewusst und habe schon den einen oder anderen Versuch, mich von meinem Zwang loszusagen, hinter mir. Leider habe ich nie lange durchgehalten, weil mir die Situation aussichtslos erschienen ist. Mein Verstand hat mich immer verraten und mir den Konsum von Pornografie "schöngeredet".

Durch die Artikel und Erfahrungsberichte auf dieser Seite weiß ich jetzt aber, dass sich mein Gehirn auf den durch Pornos angeregten Dopaminausstoß eingestellt hat und dieser Zustand "heilbar" ist. Zum ersten mal, seit ich meine Sucht bemerkt habe, habe ich Hoffnung, dass ich mein Sexleben ändern kann. Ich muss keine Pornos schauen, nur um mich gut zu fühlen.

Ich habe vor 17 Tagen mit meinem Reboot begonnen und dieses Mal sehe ich ein Licht am Ende des Tunnels. Ich will und kann es schaffen und es fühlt sich gut und richtig an.

<snap>

Mittlerweile bin ich schon 34 Tage "clean". Kein MO und auch kein PMO. Motiviert durch die yourbrainonporn.com-"Bewegung" habe ich die ersten Wochen meines Reboots gut hinter mich bringen können. Ich bin stolz, dass ich es bis hier her geschafft habe und bin überzeugt, dass ich es noch weiter schaffen kann.

Allerdings merke ich in den letzten Tagen einen verstärkten Drang, mir wieder Pornos anzusehen. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich die "Mädels" nicht vermisse. Ich weiß, dass sie nicht echt sind und sie können auch niemals ein Ersatz für eine intime Beziehung sein. Trotzdem spüre ich, dass mir die Pornos abgehen. Ich muss stark bleiben... für mich, mein Mojo, meine Partnerin (die ich sehr liebe) und mein zukünftiges Kind (das schon bald unsere Familie perfekt machen wird). Der Gedanke daran gibt mir Kraft.

mcfly
« Letzte Änderung: 14. Februar 2014, 22:11:16 von mcfly »
All of us have some kind of longing. A need crying out to be met. Some of us get what we want and we’re happy. But some of us are never satisfied. - Dexter Morgan

Offline Nietz

  • Newbie
  • *
  • Beiträge: 9
  • freewheelin'
    • Profil anzeigen
Re: Mission: Mojo
« Antwort #1 am: 15. Februar 2014, 13:08:59 »
34, heute 35 Tage ...

Glückwunsch und weiter  so !!

 :D
Der Gier entgangen, mögest Hass du bannen ...

Offline mcfly

  • Newbie
  • *
  • Beiträge: 11
    • Profil anzeigen
Re: Mission: Mojo
« Antwort #2 am: 19. Februar 2014, 21:04:39 »
Gestern ist mir etwas passiert, auf das ich nicht stolz bin. Ich hatte nämlich so etwas wie einen Minimal-Rückfall. Das kam so...

Durch einen Post im yourbrainrebalanced.com Forum habe ich eine Organisation namens Pink Cross kennengelernt (thepinkcross.org). Diese Organisation hat es sich zum Ziel gesetzt, Personen aus der Sexindustrie zu helfen, sich aus dieser Industrie zu befreien. Auf deren Homepage gibt viele interessante Artikel zu lesen. Unter anderem auch Erfahrungsberichte von Ex-Pornodarsteller(innen), die es durch Pink Cross geschafft haben, wieder in ein ordentliches Leben zurückzukehren. Es sind immer sehr traurige Geschichten über Vergewaltigung, Missbrauch, Einsamkeit und Krankheit.

Ich war gerade dabei, einen sehr traurigen und sehr schlimmen Bericht einer jungen Ex-Pornodarstellerin zu lesen, als ich bei einer Stelle merkte, dass mich das Gelesene ziemlich anmacht. In dem Abschnitt beschrieb sie anschaulich, wie sie bei einem Dreh mit mehreren Darstellern so hart genommen wurde, dass sie nachher blutend ins Krankenhaus musste. Sie hatte Wunden an Vagina und Kehle, überall blaue Flecken und ein leicht blaues Auge. Als wäre das noch nicht genug, hatte sie sich auch noch Geschlechtskrankheiten eingefangen. Wie in aller Welt kann einen das anmachen?!! Ich bin wirklich kein gewalttätiger Mensch und ich lehne jede Art der Gewalt ab, also warum spreche ich so darauf an?

Durch meinen langjährigen Pornokonsum musste ich zu immer härteren Pornos greifen, um den selben Kick zu bekommen. Ich wusste zwar, dass die Frauen (und Männer) in diesen Filmen das nicht wirklich freiwillig machen und das es sich tatsächlich meist um sehr arme Seelen handelt, trotzdem konnte ich es nicht sein lassen. Jetzt, da ich durch meinen Reboot etwas Abstand davon bekommen habe, fühle ich Mitleid mit diesen Leuten. Es ist schlimm was Menschen für Geld auf sich nehmen. Sie zerstören sich für ein bisschen Geld seelisch und körperlich selbst. Und Leute wie ich finanzieren diese Folter. Das ist absolut nicht ok!

Ich empfinde Pornographie nicht als etwas Schlimmes, aber es gibt dann doch einen Unterschied zwischen normalen Pornos und dem harten Zeug. Es ist schlecht und unmoralisch. Ich fühle mich schuldig und hoffe, dass ich es irgendwann schaffe, dass mein Hirn und mein Körper nicht mehr auf diese Art von Filmen anspricht. Die Frauen tun mir leid und ich überlege, Geld an Pink Cross zu spenden, um ihre Arbeit zu unterstützen. Es ist gute Arbeit und ich hoffe, dass sie noch vielen Leuten helfen können.

Mit großen Schuldgefühlen,
mcfly
« Letzte Änderung: 19. Februar 2014, 21:42:28 von mcfly »
All of us have some kind of longing. A need crying out to be met. Some of us get what we want and we’re happy. But some of us are never satisfied. - Dexter Morgan

Offline mcfly

  • Newbie
  • *
  • Beiträge: 11
    • Profil anzeigen
Re: Mission: Mojo
« Antwort #3 am: 25. Februar 2014, 16:53:08 »
Tag 45...

Nach meinem etwas schockierenden Erlebnis letztens, bin ich froh, dass ich weiter durchhalte. Auslöser lauern einfach überall. Und hin und wieder schleichen sich Gedanken ein, dass ich ja nicht süchtig sein kann, wenn ich so lange ohne P und MO auskommen kann. Es ist nicht leicht, diesen Rechtfertigungen vor sich selbst und seiner Sucht nicht nachzugeben. Heute fühle ich mich, als ob ich jederzeit wieder rückfällig werden könnte.

Zu allem Überfluss, hängt an einer Straßenlaterne auf dem Weg zur Arbeit ein Plakat eines bekannten Bordells. Sie machen Werbung für einen Auftritt einer Pornodarstellerin, die ich eindeutig zu meinem (Ex-)Harem zähle. Und da soll man nicht verrückt werden...  :-\

mcfly
All of us have some kind of longing. A need crying out to be met. Some of us get what we want and we’re happy. But some of us are never satisfied. - Dexter Morgan

Offline Nietz

  • Newbie
  • *
  • Beiträge: 9
  • freewheelin'
    • Profil anzeigen
Re: Mission: Mojo
« Antwort #4 am: 26. Februar 2014, 07:53:38 »
Du bist hier im Forum mein großes Vorbild - na ja, es gibt ja noch keine weiteren Nachahmer hier ...  ::)

Keep going, die Wirkungen Deiner Abstinenz scheinen Dich ja weiter am Ball zu halten. Mir hilft es, mir bewusst zu machen, dass die Abstinenz offensichtlich Energie gibt, die sinnvoll genutzt werden kann.
Der Gier entgangen, mögest Hass du bannen ...

Offline mcfly

  • Newbie
  • *
  • Beiträge: 11
    • Profil anzeigen
Tag 50
« Antwort #5 am: 02. März 2014, 11:00:14 »
Heute gibt es gute Nachrichten :). Es ist Tag 50 meines Reboots und somit Halbzeit meines inoffiziell gesetzten Ziels von 100 Tagen ohne P/MO. Das möchte ich zum Anlass nehmen, kurz darüber zu berichten, wie es mir im Moment geht.

Zugegeben, wie ihr aus meinem Journal lesen könnt, gibt es immer noch Tage und Momente, in denen ich zweifle und es mir schwer fällt, den Reboot weiter durchzuziehen. Trotzdem gibt es auch immer mehr positive Veränderungen in meiner Gefühlswelt. Bevor ich mit dem Reboot begonnen hatte, litt ich ständig unter einer innerlichen Unzufriedenheit. Diese war nicht nur sexueller Natur, sondern auch, was mein Leben an sich anging. Beruflich und auch in der Beziehung mit meiner Freundin war zwar alles in bester Ordnung, aber ich hatte immer Zweifel, ob das alles sein kann und ob da nicht irgendetwas fehlt. Durch meine Abhängigkeit zur Pornographie entstand irgendwo in mir ein emotionales Loch. Zumindest empfinde ich das als solches. Ich war immer getrieben und auf der Suche nach der nächsten Möglichkeit, dieses Loch mit falschen Frauen und "kaputtem" perversen Sex zu füllen. Unruhe, Stress, Ungeduld und manchmal auch Wut waren die Folge. Dazu gibt es einen super Satz im Buch "Breaking the Cycle" von George N. Collins, der diesen Zustand sehr gut beschreibt: "You can't get enough of what won't satisfy you." Und genau so habe ich mich gefühlt. Ich möchte dieses Buch auch jedem empfehlen, der selbst pornographie- und/oder sexsüchtig ist und davon loskommen möchte.

Jetzt, 50 Tage später, spüre ich diesbezüglich eine Veränderung. Ich bin innerlich ruhiger und insgesamt geduldiger geworden. Obwohl mein Leben nicht vollständig aus der Bahn war (es gab zwei Momente, an denen ich schwer an mir zweifelte und fast alles kaputt gemacht hätte; kann irgendwie noch nicht wirklich darüber schreiben), habe ich nun das Gefühl, dass ich es noch besser im Griff habe. Vieles, was vorher nur lästig war, ergibt jetzt mehr Sinn für mich. Und ich werde nicht mehr so schnell wütend, wenn man etwas nicht so läuft, wie ich es mir vorstelle. Das klingt jetzt sicher etwas esoterisch, aber ich würde es so beschreiben, dass ich einen besseren Kontakt zu meinem eigentlichen "Ich" bekomme. Und das fühlt sich richtig gut an.

Was meine Libido angeht, hat sich allerdings noch nicht soviel getan, wie ich es erhofft hatte. Ich habe öfter mal Träume sexueller Natur. Ich wache auf, und bin richtig geil. Aber tagsüber passiert mir das quasi nie. Meine Freundin, oder schöne Frauen auf der Strasse machen mich sexuell nicht so sehr an, wie ich es mir wünschen würde. Ich hoffe wirklich, dass ich dieses Ziel irgendwann erreichen kann. Und besonders hoffe ich, dass ich dann eine sexuell gesunde und intime Beziehung zu meiner Freundin aufbauen kann. Meine Freundin ist im Übrigen sehr geduldig mit mir. Habe ihr noch nichts von meinem Reboot erzählt. Aber wir hatten ohnehin schon seit längerem keinen Sex mehr miteinander und haben uns irgendwie damit arrangiert. Es fällt ihr also nicht auf, was ich gerade mache. Allerdings finde ich, dass sie, oder besser wir, viel mehr verdient haben und das möchte ich ihr auch geben können. Wie schon der Titel meines Journals lautet - Mission: Mojo. Ja, ich weiß. Mojo drückt nicht unbedingt Intimität aus, aber mir gefällt der Ausdruck :)). Mein emotionales Loch ist schon kleiner geworden, aber es muss noch kleiner werden und sich schließen. Erst dann hab ich mein Ziel erreicht.

Zusammenfassend und in aller Kürze möchte ich sagen, ich bin im Moment sehr zufrieden mit mir, meinem Leben und wie sich der Reboot entwickelt.

In diesem Sinne, macht es gut, oder auch besser.

mcfly
« Letzte Änderung: 02. März 2014, 11:20:54 von mcfly »
All of us have some kind of longing. A need crying out to be met. Some of us get what we want and we’re happy. But some of us are never satisfied. - Dexter Morgan

Offline mcfly

  • Newbie
  • *
  • Beiträge: 11
    • Profil anzeigen
Tag 56
« Antwort #6 am: 08. März 2014, 16:20:01 »
Und wieder eine Woche mehr auf dem Weg zur Besserung  :)

Diese Woche waren meine Emotionen ein bisschen so, wie aktuell die Aktienkurse: Ein ständiges Auf und Ab. Zu Beginn der Woche dachte ich nicht viel über Pornographie und den Reboot nach. Leider gelingt mir das nicht all zu oft, aber in letzter Zeit deutlich öfter. Die letzten beiden Tage hatte ich dann aber wieder mehr mit meiner Sucht zu kämpfen. Es gab wieder einen Auslöser, den ich ganz Bewusst wahrgenommen habe.

Ich kenne meine Auslöser inzwischen gut und das ist wichtig, um nicht versehentlich rückfällig zu werden. In solchen Momenten rufe ich mir immer folgenden Satz in Erinnerung: "Du hast die Chance, Dich zu entscheiden." Das gibt mir genug Zeit, um den "Suchtreflex" zu überwinden. Man hat immer eine Chance, sich zu entscheiden. Ich bin an sich ein rationaler Mensch. Was Pornographie angeht, war mein Verhalten allerdings selten rational. In dieser Hinsicht habe ich aber schon viel an Boden gut gemacht.

Zum Abschluss möchte ich noch einen Link zu einem Ted-Talk von Ran Gavrieli (Why I stopped watching porn) posten, der mich sehr angesprochen hat: http://goo.gl/5VgYVW. Wirklich gut investierte 15 Minuten.

mcfly
« Letzte Änderung: 08. März 2014, 21:16:47 von mcfly »
All of us have some kind of longing. A need crying out to be met. Some of us get what we want and we’re happy. But some of us are never satisfied. - Dexter Morgan

Offline mcfly

  • Newbie
  • *
  • Beiträge: 11
    • Profil anzeigen
Tag 62
« Antwort #7 am: 14. März 2014, 16:53:24 »
Diese Woche ist mir die Abstinenz im Vergleich zur letzten Woche auffällig leicht gefallen. In Berichten über den Reboot liest man häufig, dass es zwischen 60 und 90 Tage dauert, bis man eine substanzielle Veränderung bemerkt. In den letzten Tagen sind mir Pornos eigentlich nicht in den Sinn gekommen. Es fühlte sich an, als hätte ich nie ein Suchtproblem damit gehabt. Wenn das die Veränderung ist, von der die Leute erzählen, dann befinde ich mich gerade in einer sehr spannenden Phase.

Ich bin zwar immer noch nicht am Ende der "Geschichte" angekommen, aber ich schlage gerade ein neues Kapitel auf. Ich bin schon gespannt, wann meine Libido wieder zurückkehrt...

So long,
mcfly
All of us have some kind of longing. A need crying out to be met. Some of us get what we want and we’re happy. But some of us are never satisfied. - Dexter Morgan

Offline mcfly

  • Newbie
  • *
  • Beiträge: 11
    • Profil anzeigen
Tag 65
« Antwort #8 am: 17. März 2014, 16:48:36 »
Gestern habe ich mich absichtlich der Gefahr ausgesetzt, rückfällig zu werden. Hab mir gemeinsam mit meiner Freundin den Film "Don Jon" angesehen. Der Film hat mir gut gefallen und zeigt richtig gut, was Pornos mit einem anstellen können. Nur leider enthält er auch jede Menge Szenen und Bilder, die durchaus einen Rückfall auslösen können. Vielleicht hätte ich länger warten sollen, ihn mir anzusehen, aber die Neugierde war größer.

Die Folge ist, dass mir heute viel mehr "Pornogedanken" durch den Kopf schießen. Darum schreibe ich auch jetzt diese Zeilen. Das hilft mir, dem "Jucken" nicht nachzugeben.
Man hat immer eine Chance, sich zu entscheiden!

mcfly
All of us have some kind of longing. A need crying out to be met. Some of us get what we want and we’re happy. But some of us are never satisfied. - Dexter Morgan